15. September - 3. November
im Kulturzentrum "Alte Schule" Sigmaringen
Bilder aus der Ausstellung von Claudio Hils
30 Jahre nach dem Mauerfall
Von 1989 bis 1999 beobachtete der Fotograf Claudio Hils mit seiner Kamera die deutschen Einigungsprozesse.
Seine Beobachtungensind in einem faszinierenden Buch und der Ausstellung mit dem Titel „Neuland“ dokumentiert.
„Neuland“ waren für die neugierigen „Wessis“die sogenannten „neuen Bundesländer“, während für die Männer, Frauen und Kinder der ehemaligen DDR der Westen „Neuland“ war, die Städte und
Bundesländer Westdeutschlands, in die sie zum ersten Mal reisen konnten. Und für beide Seiten war dieses Neuland der neue deutsche Staat, der nach dem Fall der Mauer 1989 und der Vereinigung 1990
um eine neue Identität kämpfte.
Claudio Hils fängt diese dreifache Dimension der Begegnung mit Neuland in präzisen und eindringlichen Bildern von Menschen, Situationen und (Stadt)-Landschaften in Berlin und anderen Teilen der
ehemaligen DDR ein.
Mitglieder eines Mainzer Karnevalsclubs werden im November 1989 am Brandenburger Tor gezeigt, wie sie die öffentliche Partyatmosphäre in ihre rheinische Karnevalsstimmung einbinden, während Hils
gleichzeitig auch im November 1989 die nachdenklichen Gesichter von Menschen festhält, die am Schlesischen Tor von Ost- nach Westberlin ziehen.
In seinen Fotos des Wahlkampfs 1990 kontrastiert Hils die moderne Wahlkampfmaschine des Westens und ihre öffentlichen Massenversammlungen in Berlin und Leipzig mit dem traurigen Charme einer
lokalen Wahlparty in einer Leipziger Kneipe.
Weiterhin gibt es noch Hils´ Faszination für Gebäude und Baustellen, ambivalente Symbole dessen, was die Bundesregierung „Aufbau Ost“ nannte, den Wiederaufbau des Ostens.
Abschließend sehen wir noch eine Bildreihe von verfallenen Grenzposten, die schnell zu Zeugnissen der Ära des Kalten Krieges werden und heute entweder abgeräumt sind und nicht mehr existieren,
oder aber nun als Gedenkstätte dienen und Besuchern diesen Abschnitt deutscher Geschichte erklärend und mahnend nahebringen.
Die Spannungen der damaligen Zeit und die damit einhergehenden Wandlungsprozesse werden in der Ausstellung in einen ruhigen und nachdenklich stimmenden Fotografie-Essay überführt. Darunter sind
aber auch einige Bildserien, die die hektischen Bewegungen der Zeit direkt nach der Maueröffnung, Sinnbilder für die Suche nach einer neuen Orientierung, festhalten.
30 Jahre nach der Maueröffnung sind die Bilder nun selbst Teil dieser Geschichte geworden. Noch immer gibt es Unterschiede und Ungleichheiten zwischen den alten und neuen Bundesländern. Der
Prozess des Zusammenwachsens darf aber prinzipiell als geglückt angesehen werden.
Vernissage am Sonntag 15. September 11.00 Uhr
Laudatio: Andreas Langen, Journalist und Fotograf, Stuttgart
Musik: Julian Schroth, Sigmaringen
Künstlergespräch mit Claudio Hils am 3. November um 11.00 Uhr
Öffnungszeiten:
Mi, Sa, So und Feiertags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr
29. Sept., 12., 27. Okt. nur von 10 bis 12 Uhr